Massgeschneiderter Perronzugang am Bahnhof Thalwil

Text: Reto Westermann Foto: Frank Brüderli, 3 Min. Lesezeit
Massgeschneiderter Perronzugang am Bahnhof Thalwil

Bis Ende 2022 werden im Bahnhof Thalwil beide Passerellen saniert. Damit Menschen mit Beeinträchtigung auch während der Bauarbeiten Zugang zu den Perrons haben, wurden bei der nördlichen Überführung zusätzlich zwei Liftanlagen gebaut. Der Raum war begrenzt, aber das innovative Konzept von AS Aufzüge ermöglichte den Bau der Anlagen, welche die Regelungen für die Zugänglichkeit von Liftanlagen im öffentlichen Raum erfüllen.

Sanierung der Passerellen und Liftanlagen

Im Bahnhof Thalwil herrscht Hochbetrieb. Täglich passieren rund 550 Züge die Station, wovon 300 Züge halten und jeden Tag ungefähr 20’000 Reisende ein- und aussteigen lassen. Zwei Passerellen gewährleisten dabei den Zugang zum Ort sowie zu der am Hang gelegenen Gotthardstrasse, wo sich viele Läden befinden. Allerdings benötigten die beiden Überführungen 2021 dringend eine Sanierung, da viele Bauteile nicht mehr dem heutigen Standard entsprachen und der Beton durch den Einsatz von Streusalz angegriffen war.

Zugang für Menschen mit Beeinträchtigung

Ein wichtiger Punkt bei der Planung der Sanierung war der Zugang zu den Perrons während der Bauarbeiten. Vor der Sanierung war nur die südliche Passerelle mit Liftanlagen ausgerüstet und bot somit den einzigen Zugang für Menschen mit Beeinträchtigung. Während der Sanierungsarbeiten musste die Überführung komplett gesperrt werden, wodurch ein Zugang nicht mehr möglich gewesen wäre. Die SBB entschied sich deshalb dafür, die Arbeiten in Etappen aufzuteilen und die nördliche Passerelle nicht nur zu sanieren, sondern ebenfalls mit Liftanlagen auszustatten. So stünde den Passagieren weiterhin ein barrierefreier Zugang zur Verfügung, wenn ab Februar 2022 die südliche Überführung für die Sanierung geschlossen würde.

Der Vorschlag von AS, die Liftschächte fixfertig und in einem Stück per Kran einzubauen, hat uns überzeugt – so konnten wir die Zahl der nächtlichen Gleissperrungen tief halten.
Martin Leutwyler, Projektleiter SBB

Geringe Platzverhältnisse erfordern besondere Lösungen

AS Aufzüge erhielt den Auftrag für insgesamt fünf Liftanlagen: zwei neue für die Passerelle Nord und drei als Ersatz für die südliche Überführung:

Der eingereichte Vorschlag überzeugte uns sowohl preislich als auch in Bezug auf die Lösung für die knappen Platzverhältnisse bei den beiden neuen Liftanlagen.
Martin Leutwyler, Projektleiter SBB

Die beiden Liftanlagen auf der Nordseite des Bahnhofs stellten eine planerische und bauliche Herausforderung dar. Die Perrons sind dort nämlich sehr schmal, sodass der Liftschacht maximal 1,70 Meter breit werden durfte. Gleichzeitig musste das Kabineninnere über eine Mindestbreite von 1,10 Metern verfügen, da auch Rollstühle im Lift Platz finden sollten. Insgesamt blieben also nur 60 Zentimeter für die Schacht- und Kabinenkonstruktion sowie den Liftantrieb. Die Planer von AS setzen deshalb auf eine Liftanlage mit einseitiger Führung. Dabei läuft die Kabine in zwei auf derselben Schachtseite befestigten Schienen mit einem Gegengewicht in der Mitte. «Nur dank dieser Lösung stand genügend Platz für eine Liftkabine zur Verfügung, die den Normen entsprach», sagt Jonas Wyrsch, Grossprojektleiter bei AS Aufzüge.

Nächtliche Umbauarbeiten ab 2021

Die neue, massgeschneiderte Kabine ist 2,1 Meter lang und bietet Platz für bis zu 13 Personen. Neben einer möglichst schlanken Konstruktion war auch die Montage vor Ort herausfordernd. Schliesslich sollte es im Zugverkehr so wenig Unterbrüche wie möglich geben. Deshalb wurden die Schächte im Werk vorgefertigt und während der nächtlichen Umbauarbeiten Ende Juli bis Mitte August 2021 auf einem Tieflader nach Thalwil gebracht. Zunächst wurden dabei die Kabinen mit einem Kran über bis zu fünf Gleise gehoben und in zwei vormontierte Schienenstücke eingefahren. Anschliessend folgten die vorgefertigten Liftschächte, die in Millimeterarbeit in die vorgebohrten Bohrlöcher im Fuss des Schachts eingefädelt werden mussten. Die aufwendige Vorarbeit hat sich allerdings gelohnt: «Am Schluss passte es exakt», sagt SBB-Projektleiter Martin Leutwyler. Ausserdem konnten die Umbauarbeiten so mit nur fünf nächtlichen Zugpausen realisiert werden.

Fünf hochmoderne Liftanlagen

Nach gut zwei Monaten war die Sanierung der nördlichen Passerelle beendet. Die neuen Liftanlagen überwinden je eine Höhe von 6,1 Metern und verfügen auf den Perrons über zwei Türen, über die der Lift betreten werden kann. Ende 2022 werden auch die Sanierungsarbeiten an der südlichen Passerelle beendet sein. Dann stehen den Reisenden in Thalwil insgesamt fünf hochmoderne Liftanlagen zur Verfügung, mit denen sie spielend auf die Perrons und in den Ort gelangen.

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