Das ist Engineering auf höchstem Niveau
Der heutige Gotthard-Strassentunnel muss saniert werden. Nach einer anstrengenden Schicht ziehen sich die Tunnelbauer in ihre Unterkunft in Göschenen zurück. Wie das Gebäude selbst wird auch der Lift, den sie dort zur Verfügung haben, in einigen Jahren ein zweites Leben erhalten.
Gianluigi Culturi und Mattia Dal Pozzo wirken etwas müde aber zufrieden. Als wir die beiden Italiener an einem herbstlichen Mittwoch kurz nach 14 Uhr in Göschenen antreffen, haben sie gerade eine achtstündige Schicht hinter sich. Culturi (51) und Dal Pozzo (29) arbeiten bei einem der imposantesten Bauprojekte unserer Zeit mit. Gemeinsam mit Hunderten anderen sind die Tunnelarbeiter derzeit dabei, eine zweite Röhre in den Gotthard zu bohren (siehe Box).
«Am meisten vermisse ich meine Kinder»
Obwohl er täglich von Lärm, Staub, Beton und Dunkelheit umgeben ist, könnte sich der 51-jährige Gianluigi Culturi kaum einen besseren Beruf vorstellen. Er kennt ja auch keinen: Schon seit 30 Jahren ist er im Tunnelbau tätig. «Die Arbeit ist streng, aber sie gefällt mir.» Es erfülle ihn mit Stolz, bei bedeutsamen Projekten wie jenem am Gotthard mitwirken zu dürfen. Dafür nimmt Culturi auch in Kauf, immer wieder von seiner Familie getrennt zu sein. Stolz zeigt er auf die Fotos seiner Kinder und seiner Enkelin, die in seinem Zimmer hängen. Die beiden Bauarbeiter bleiben jeweils fünf Tage in der Schweiz, danach fahren sie für zwei freie Tage zurück nach Hause. «Meine beiden Kinder vermisse ich am meisten», sagt auch der zweifache Vater Mattia Dal Pozzo.
2032 wird das Gebäude komplett zurückgebaut
Als temporäres Zuhause dienen den Bauarbeitern am Nordportal in Göschenen drei Gebäude. Diese sind nach den Urner Gipfeln Galenstock, Rhonestock und Dammastock benannt. Culturi und Dal Pozzo haben ihre Zimmer im zweiten Stock des Gebäudes Dammastock bezogen, dem grössten der drei Häuser. Nebst ihnen leben noch 98 Bauarbeiter in der Unterkunft. «Ich fühle mich sehr wohl hier», sagt Dal Pozzo, während er uns durch sein Einzelzimmer führt. Obwohl der Raum mit 14 Quadratmetern nicht besonders gross ist, wirkt er dennoch wohnlich und warm. Und genau das war auch das Ziel des Bauunternehmens Swiss Property, das sich gemeinsam mit dem renommierten Ingenieurbüro Pirmin Jung für das Projekt Breiti verantwortlich zeichnet. «Wer hier wohnt, leistet täglich harte Arbeit tief im Berg. Darum haben wir bewusst Räume mit hohem Wohlfühlfaktor und einer angenehmen Atmosphäre geschaffen», sagt Manuel Vogler, Head of Design bei Swiss Property.
Mit dem Ziel, in Göschenen eine nachhaltige bauliche Entwicklung zu erreichen, führte das Bundesamt für Strassen (Astra) im Vorfeld des Projekts einen Architekturwettbewerb durch. Der Vorschlag von Swiss Property überzeugte die Jury unter anderem dank einer besonders effizienten Modulbauweise. Der Clou: Das Gebäude kann nach Abschluss des Gotthard-Projekts im Jahr 2032 vollständig abgebaut, transportiert und an einem neuen Ort wiederaufgebaut werden.
Den Dammastock setzte schliesslich das Gossauer Holzbauunternehmen Blumer Lehmann als Generalunternehmerin um. Der Holzmodulbau besteht aus 135 Modulen, verteilt auf 5 Geschosse, und bietet 102 Einzelzimmer. Im Hinblick auf den Rückbau hat Blumer Lehmann vorausschauend statische Vorkehrungen geplant, damit der Holzmodulbau in Göschenen von Beginn weg die höheren Anforderungen als Mehrfamilienhaus erfüllt. Die Module lassen sich daher beliebig als Gebäude mit einem bis mehreren Geschossen zusammenstellen. Auch die zusätzlichen Unterlagsböden und Trittschalldämmungen für höheren Wohnkomfort sind bereits integriert.
Bei der Liftinstallation war höchste Präzision gefragt
Als besondere Herausforderung kam hinzu, dass im Dammastock auch ein Lift von AS Aufzüge eingebaut wurde. «Für uns war es spannend, mit diesen innovativen Planungs- und Baufirmen zusammenzuarbeiten», betont Edy Stillhard, Verkaufsleiter AS Ostschweiz. Er spricht von «Engineering auf höchstem Niveau». Der Lift wurde fast am Ende des Bauprojekts mit einem grossen Kran von oben in den Holzschacht gehoben. «Dabei war höchste Präzision gefragt.» Edy Stillhard ist sichtlich stolz auf das Projekt. «Unsere Produkte haben einen langen Lebenszyklus. Mit seinem nachhaltigen Aspekt passt das Projekt perfekt zu AS.» Denn: Wie der Rest des Gebäudes kann auch der eingesetzte SwissLift in einigen Jahren an einem anderen Ort wieder installiert und in Betrieb genommen werden. «Die grösste Herausforderung dabei wird der sorgsame Rückbau. Da braucht es viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl», betont Stillhard. «Unsere gut ausgebildeten Monteure werden dafür sorgen, dass der Lift wie auch das Gebäude ein zweites Leben erhält.»
Offen ist, wie dieses zweite Leben dereinst aussehen wird. Aber egal ob Familienwohnungen, Jugendherberge oder Mitarbeiterunterkunft – klar ist schon jetzt: Der Dammastock und die beiden anderen Personalgebäude schaffen Nutzen weit über das Tunnelbauprojekt hinaus. Auch davon können die beiden Tunnelbauer Gianluigi Culturi und Mattia Dal Pozzo ihren Enkeln dereinst stolz berichten.
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